Erweiterung und Sanierung Primarschule Wettbewerb
Der östliche Teil des Gellert Quartiers ist eine von Gebäuden durchsetzte Parklandschaft. Als Teil dieser offenen Bebauungsstruktur bilden die Bauten der Gellert- und Christoph-Merian-Schulen ein Ensemble, dessen Qualität im Nebeneinander verschiedener architektonischer Ausdrücke liegt – eine Familie von Individuen, die ihre jeweiligen Stilepochen und Inhalte selbstverständlich darstellen ohne das grosse Ganze zu konkurrenzieren.
Mit unserem Projektbeitrag ergänzen wir das Ensemble mit einem neuen Baustein. Im Bebauungsplan von Hermann Baur ist das Gelände zwischen dem ehemaligen Aula-/Schulwart Gebäude und dem Christoph Merian-Schulhaus als unbesetzte und freie Grünfläche dargestellt. Diese ist gesäumt von zwei Reihen Laubbäumen, welche entlang der Emanuel Büchel-Strasse einen durchlässigen Filter zum Christoph-Merian-Platz mit Gellert Kirche bilden. Diese Gewichtung weiterführend, wird der Neubau als freistehender Pavillon mitten in den Raum von Schule und Aula-/Schulwartbau platziert. Die geringe Höhe des Baukörpers wird durch das Absenken von Aula/Foyer erreicht. Vorzug dieser Vorgehensweise ist die Anbindung der Aula an das Untergeschoss vom Christoph Merian-Schulhauses, was funktionelle, organisatorische Flexibilität gewährt.
Als durchblickbarer Solitär gestaltet, bietet das Gebäude – in Anlehnung der bestehenden eingeschossigen Verbindungsbauten – mit seinem allseitig auskragenden Dach Schutz und neue, gedeckte Verbindungswege. Ein Sonnenschutz erübrigt sich und zugleich liegen die naturbehandelten Holzfenster geschützt überdacht. Der grosse Glasanteil wird durch vermehrte Dämmstärke in Dach, Bodenplatte und Kellerwänden ausgeglichen.
Mit innenliegenden Vorhängen können Büros und Arbeitsplätze vor Einblicken geschützt werden. Um räumliche Kontinuität von Innen und Aussen zu stärken und zu betonen, wird die Dachuntersicht innen wie aussen mit gehobeltem Holz verkleidet.
Mit typischen Gestaltungselementen aus der Entstehungszeit des Gebäudes soll das Christoph Merian-Schulhaus quasi in seine Epoche „zurückrenoviert“ werden: Vorfabrizierte, hinterlüftete Betonelemente in verschiedenen Ebenen werden den Stützen und Brüstungen vorgeblendet. Die Lesbarkeit der Grundstruktur aus tragenden und getragenen Teilen ist direkter, wobei die Brüstungsbänder im Sinne der für die Spätmoderne charakteristischen Betonung der Horizontalen gegenüber den Stützen vorstehen. Während die Stützen- und Brüstungsverkleidungen aus sandgestrahltem Beton durch entsprechende Zuschlagstoffe in einem erdigen Farbton gehalten werden, erhalten die Ausfachungen in den fensterlosen Partien der Nordfassade Verkleidungen aus Aluminiumkassetten, die in ihrer Farbigkeit und Behandlung (natureloxiert) mit den Fensterprofilen zusammenfallen.
Die Raumgliederung von Aula und Foyer für verschiedenartige Veranstaltungen ist durch Faltwände und Vorhänge variierbar, welche der jeweiligen Lage der mobilen Bühne angepasst werden können.
Die Anbindung an das Untergeschoss des Schulhauses ermöglicht – je nach Disposition des Veranstaltungstraums – die Verwendung der bestehenden Treppenhalle als ein zusätzliches Foyer. In diesem Zusammenhang ist auch die Nähe des Musikzimmers zur Aula und die dadurch entstehenden Synergien zu erwähnen. Die maximale Belegung von vierhundert Personen in Aula und Foyer erfordert einen kontrollierten Luftwechsel in diesen Räumen. Die Lüftungsanlage, die im Brandfall auch für die Entrauchung (Nachströmung) eingesetzt werden kann, liegt direkt neben dem Foyer, Zu- und Abluft geschehen über den Boden und in der Dachebene, verbunden durch einen Schacht neben dem Aufzug.
Die Dachkonstruktion besteht aus einem Holzfachwerk, das von Fassade zu Fassade spannt, während die Träger an den Gebäudeenden gefächert angeordnet sind. Die Last des Daches wird über freistehende Pendelstützen in die Bodenplatte abgeleitet, ein paar wenige Wände, die Boden und Decke miteinander verbinden, sorgen für die Aussteifung. Im Schulhaus basiert die Raumbildung darauf, dass im Brandfall die beiden Treppenanlagen von der Nutzungseinheit mit mobilen und angesteuerten Abschlüssen gesondert werden und so der Weg ins Freie gesichert ist.
Im Pavillon sind Foyer mit Aula und Lehrerlounge jeweils eine Nutzungseinheit, bei letzterer führen Fenstertüren ebenerdig ins Freie. Als Abschluss der Fassadenkomposition ist das neue aufgesetzte Geschoss durch grössere und höhere Fenster gegenüber den Regelgeschossen differenziert ausformuliert.
Im Schulgebäude wird von einer Lüftungsanlage abgesehen. Zwei schmale Lüftungsflügel in jeder Fensterachse ermöglichen eine effiziente Stosslüftung. Einige dieser Flügel im Erdgeschoss und in der Aufstockung gewährleisten mittels angesteuerter Öffnungsmechanismen die Nachtauskühlung im Sommer. Die bestehende Photovoltaikanlage des Christoph-Merian-Schulhauses wird nach erfolgter Aufstockung erneut auf dem Dach montiert. Das Dach von Aula- und Administrationsgebäude wird freigehalten da hier in Folge der Beschattung durch die grossen Bäume und das benachbarte Schulgebäude die Sonneneinstrahlung für die Sonnenenergienutzung unzureichend ist.
- Projekt
- Erweiterung & Sanierung Primarschule CM
- Ort
- Emanuel-Büchel-Strasse 45, 4052 Basel
- Auftraggeber
- Kanton Basel-Stadt
- Bearbeitung
- 2019
- Leistung
- offener Projektwettbewerb für Generalplanerteams ARGE mit VERA Arkitekter AB
- Visualisierung
- TOTAL REAL